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Fachtag Männergewaltschutz in Hannover

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Bild zur Meldung: Fachtag Männergewaltschutz in Hannover

Alle von Häuslicher Gewalt Betroffenen brauchen Unterstützung!

 

Am 18.03.2025 veranstalteten das Männerbüro Hannover, die Männerwohnhilfe Oldenburg und die Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz (BFKM) einen Fachtag zur Betroffenheit von Männern bei Häuslicher Gewalt. Rund 90 Teilnehmende aus Beratungsstellen, Polizei und weiteren Institutionen aus dem Kontext Häusliche Gewalt folgten der Einladung. 

 

Als Hauptredner gab der langjährige Männerberater Björn Süfke Autor und Gründer des Hilfetelefons Gewalt an Männern, einen Einblick in die männliche Sozialisation und den Zusammenhang zur Neigung zur Gewalttätigkeit, aber auch zur Schwierigkeit für Männer, sich als Opfer von Gewalt anzuerkennen. Ein wesentlicher Ausgangspunkt sei das Konzept der toxischen Männlichkeit, das in einer über tausende von Jahren patriarchalen Gesellschaft zu Erwartungen an Männern führe, die eigenen Gefühle und Schwäche nicht zuzulassen und abzuwehren. Anschließend gab Georg Fiedeler einen Einblick in die Beratung von Männern, die von Häuslicher Gewalt betroffen sind. Deutlich wurde hier, dass es sich nicht nur um Einzelfälle handelt, sondern es alleine in der Region Hannover in 2024 über 1000 Vorfälle gab, bei denen Männer als Opfer von Häuslicher Gewalt von der Polizei registriert wurden, oder die sich selbst im Männerbüro meldeten. Wichtig sei, einen niedrigschwelligen Zugang zu schaffen, da Männer von sich aus meist sehr spät oder gar nicht Hilfe holen. Entsprechend bedeutsam ist die proaktive Kontaktaufnahme zu Betroffenen nach Polizeieinsätzen Häuslicher Gewalt, wie ihn das Männerbüro praktiziert. 

 

Torsten Siegemund von der BFKM gab einen Überblick über das bestehende Hilfesystem für von Häuslicher Gewalt betroffene Männer in Deutschland. Zentrale Nummer ist das Hilfetelefon Gewalt an Männern, das bundesweit unter der Rufnummer 0800- 1239900 erreichbar ist. Weitere wichtige Akteure sind das Bundesforum Männer, die Kampagne „Echte Männer reden“ des SKM sowie Beratungsstellen und Zufluchts- bzw. Männerschutzwohnungen, von denen es derzeit bundesweit 12 Einrichtungen mit insgesamt 44 Plätzen gibt. 

 

In Workshops wurden verschiedene Aspekte des Themas vertieft. Björn Süfke erarbeitete in seinem Workshop Ideen dazu, wie Männer als Zielgruppe überhaupt gut erreicht werden können. Dies bleibt eine kreative Aufgabe, erfordert in jedem Fall das Thema männliche Opferschaft in die Öffentlichkeit zu bringen. Die Männerwohnhilfe Oldenburg stellte ihre Aktivitäten und insbesondere ihre Männerschutzwohnung vor, die bereits seit 25 Jahren existiert und damit mit Abstand die älteste Einrichtung dieser Art ist. Die Täterinnenberatung von TäBea Hannover und der Woge Göttingen berichteten von ihrer Arbeit mit Täterinnen. Yannick Klaffehn und Daniela Cevik suchten in einem Workshop nach Wegen, wie Gewalt gegen Männer anerkannt werden kann, ohne Gewalt an Frauen zu relativieren. 

 

In der abschließenden Podiumsdiskussion diskutierten folgende Personen wichtige Aspekte des Themas: Franziska Burbulla (BISS-Stelle Region Hannover), Georg Fiedeler (Männerbüro Hannover), Torsten Garrels (LKA Niedersachsen), Yannick Klaffehn (Dialog e.V. Wolfsburg), Joachim Kleen (Männerwohnhilfe Oldenburg), Anke Pagendarm (TäBea Hannover), Björn Süfke (man-o-mann Bielefeld), Volker von Thenen (PTBS-Selbsthilfegruppe Goslar).

 

Die Beteiligten waren sich einig, dass alle von Häuslicher Gewalt Betroffenen entsprechende Beratungs- und Unterstützungsangebote vorfinden müssen. Es bleibt unbestritten, dass der überwiegende Teil der Betroffenen Frauen und der überwiegende Teil der Täter Männer sind. Deshalb ist es notwendig, den Schutz von Frauen und Kindern weiter auszubauen, ebenso wie die Täterarbeit bei Häuslicher Gewalt. Gleichzeitig muss aber ergänzend ein Hilfesystem für betroffene Männer und alle anderen Geschlechter auf- und ausgebaut werden. 

 

Der Fachtag war zugleich Auftaktveranstaltung des von Land Niedersachsen, Region Hannover und Landeshauptstadt Hannover geförderten Projekts zur Einrichtung einer Zufluchtswohnung für von Häuslicher Gewalt betroffene Männer sowie zur Vernetzung des Arbeitsfelds „Betroffene Männer von Häuslicher Gewalt“ auf Landesebene.